Ein ganzer Tag für 30 Minuten?

Piratenbraut hängt in Seilen

Aktuell dauern fast alle unsere Aufführungen ca. 30 Minuten. Wieso überhaupt? Ganz einfach: 30 Minuten ist eine gute Länge um Geschichten zu erzählen. Man hat Zeit um spannende Details und überraschende Wendungen einzubauen. Man kann zwischendurch ein paar Lieder spielen, das Publikum einbeziehen und manchmal sogar ein wenig improvisieren. Trotzdem wird es aber nicht langweilig. Gerade auf Festen, auf denen jede Menge Attraktionen locken ist es schön, wenn man nicht stundenlang bei einer Aufführung sitzen muss, bzw. keine anderen Aktionen verpasst. Deshalb hat sich über die Jahre eine Spielzeit von ca. 30 Minuten eingependelt.

Aber muss man für eine 30 Minuten Aufführung wirklich einen ganzen Tag einplanen? Manchmal schon – ein Beispiel gefällig?

Samstag, „Käpt’n Marty auf der Suche nach dem schönsten Ort der Welt“, 15 Uhr, Leipzig

Acht Uhr klingelt der Wecker – ziemlich früh für unseren Geschmack, insbesondere wenn wir bereits am Vorabend lange unterwegs waren. Aber ein gutes, entspanntes Frühstück sind die Voraussetzung für einen gelungenen Tag. Danach werden noch ein paar kleine Sachen gepackt, E-Mails, Social Media und natürlich Verkehr und Wetter überprüft. Um 10 Uhr geht’s aus dem Haus und Richtung „mitossi Hauptquartier“ in Erfurt. Dort wird die komplette Technik, Requisiten und Bühnenaufbau eingeladen. Pünktlich um 11 geht’s auf die Autobahn Richtung Leipzig – 1,5 Stunden Fahrtzeit, 0,5 Stunden Reserve. Wir kommen gut durch und sind kurz vor 13 Uhr vor Ort, schauen uns die Spielfläche an und beginnen sofort mit dem Ausladen und dem Aufbau. Heute läuft alles wie am Schnürchen, also lassen wir uns etwas Zeit. Um zwei schallt dann das erste Mal Piratenmusik über den Platz und wir „soundchecken“. Danach ab in die Garderobe, umziehen, schminken, warm machen. Kurz vor 15 Uhr sind wir bereits „Backstage“ hinter unserer Palmeninsel und warten auf den Startschuss. Dann geht’s los: 30 Minuten aktionsgeladenes Piratenspektakel, begeistertes Publikum und ein Ansturm auf unsere Souvenirfotos. Jetzt müssen wir uns stärken: „Mittagspause“!

Danach läuft alles wie rückwärts: Wir ziehen uns um, bauen ab, laden ein und düsen los. Heute sind wir beim Einladen besonders schnell, weshalb wir schon halb sieben zurück im Hauptquartier sind. Alles wird wieder sorgfältig verstaut, gesichert und ab geht’s nach Hause.

Ein ganzer Tag für 30 Minuten, manchmal nur 6-7 Stunden, oftmals aber auch 10-14 Stunden. Alles für 30 Minuten ganz besonderes Theater – nicht nur für unser Publikum, sondern auch für uns das Highlight des Tages.

Kindertheater versus Puppentheater

Piratenduo zu Grundschulfeier

„Hi, wir spielen Kindertheater.“

„Ah, also spielt ihr mit Puppen?“

Solche oder so ähnliche Gespräche sind bei uns der Dauerbrenner. Und jedes Mal müssen wir zum Erstaunen unserer Gesprächspartner antworten:

„Nein, wir spielen nicht mit Puppen, wir spielen selbst.“

Es ist uns bis heute ein noch nicht vollständig gelöstes Mysterium, wieso so viele Menschen Kindertheater mit Puppentheater gleichstellen. Vielleicht gibt es prozentual mehr Puppenspieler, sodass es den Anschein erweckt, irgendwo müssten bei uns die Puppen versteckt sein. Tatsächlich haben wir mit Puppentheater gar nichts am Hut. Wir spielen leibhaftig und mit vollem Körpereinsatz, aber natürlich in tollen Kostümen!

Kindertheater ist durchaus ein Oberbegriff, unter den viele Formen jenes Theaters fallen. So gibt es auch Theater, bei denen nur Kinder auf der Bühne spielen. Bei anderen stehen einfach entsprechende Themen für Kinder im Vordergrund. Bei uns bedeutet Kindertheater: Theater für Kinder. Trotzdem finden wir es spannend, Kinder auch mit einzubeziehen und aktiv an der Handlung teilnehmen zu lassen. Theater soll schließlich lebendig sein. Und wer weiß – vielleicht gibt es bei uns auch bald mal eine Puppe, zum Beispiel einen plappernden Papagei an der Hand des Käpt’n.